Dienstag, 17. Oktober 2017

Indian Summer

Tag 7, 12.10.2017

Ich bin richtig stolz auf mich. Ich habe es mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und mit einem kurzen Fussmarsch von New York nach Suffern zu meiner 2. Airbnb-Übernachtungsmöglichkeit geschafft. Dabei durfte ich schon die ersten Vorboten des Indian Summers bestaunen. Da und dort ist ein Baum in den verschiedensten Gelb-, Orange und Rot-Tönen. Und dann ist Ende Oktober Halloween. Das bemerkt man, denn überall sind die Häuser und Einkaufsläden dementsprechend dekoriert. Ich habe das Gefühl, dass es täglich mehr werden.

auf nach Suffern
Welcome to Suffern
Diddeline findet es auch gemütlich
So schmücken die Amis ihre Häuser
oder so...

Tag 8, 13.10.2017

Dass heute Freitag der 13. ist, ist mir erst im Verlauf des Tages aufgefallen. Zum Glück ist mir nicht noch eine schwarze Katze über den Weg gelaufen, sonst hätte ich neben all den gruselig dekorierten Häusern doch ein wenig Angst gehabt. Aber auch auf meiner Wanderung durch den Harriman Park auf dem Kakiat Trail, der ein Teil des Bear Mountain Trails ist, ist mir kein Bär (Bear) über den Weg gelaufen. Dieser Fussmarsch heute sollte eine Vorbereitung sein auf meine grössere Wanderung über das Wochenende. Ziel wäre es gewesen den Harriman Park einmal zu durchqueren. Nachdem ich aber am Abend im Internet gelesen habe, dass in diesem Jahr und sogar in letzter Zeit Bären gesichtet wurden, war mir dieses Risiko doch zu hoch. Alena und David, bei denen ich übernachtete und viele tolle Gespräche hatte, meinten sie hätten noch nie Bären gesehen und David hat immerhin schon den Appalachian Trail gemacht, der auch durch Wälder führt, in denen es Bären gibt. Mein Mut hatte mich aber verlassen und es war wieder ein Abend, an dem ich nicht wusste, was am nächsten Tag sein wird. So kann es nicht weiter gehen, es soll eine Abenteuerreise werden, aber ich möchte nicht die ganze Zeit mit Internetrecherchen verbringen, damit ich nur meine nächste Übernachtung planen kann.
Blick Richtung Suffern
Schön, wenn man das am Ende der Wanderung erfährt!

Tag 9, 14.10.2017

Ich habe es schlussendlich doch auf den Appalachian Trail geschafft und bin von Manitou Richtung Bear Mountain Bridge gewandert. Meine erste Übernachtung draussen, allein. Obwohl der Wanderweg sehr idyllisch ist, wissen das auch ganz viele Ortskundige, die dieses Naherholungsgebiet zum Spazieren nutzen. Trotzdem habe ich ein wunderschönes Plätzen gefunden, an dem ich zuerst picknickte, dann den Sonnenuntergang genoss und jetzt bei schönster Kulisse diesen Text schreibe. Was ich heute gelernt habe: Mein Rucksack ist trotz vielen guten Überlegungen immer noch viel zu überladen. Wer braucht schon 5 Oberteile, wenn man 3 in Rotation inkl. Handwäsche tragen kann? Das gleiche gilt mit den Socken und Unterhosen. Und hätte nicht Maya oder Dominique die Reiseführer von Neuseeland mitbringen können? Ich hätte mich wohl auch ohne von Anfang an gut zurecht gefunden. Mache ich nämlich jetzt auch. So jetzt ist es raus: Ich habe meinen Rucksack überladen. Auf jedem Schritt auf meiner heutigen Wanderung musste ich dafür büssen. Dafür ist der Stolz, dass ich das alles trotzdem tragen konnte, umso grösser. Auch habe ich heute gelernt, dass Wandern wirklich mein Ding ist. Ich überlege mir, wie ich meinen Rucksack gewichtmässig reduzieren kann, damit ich hier in den USA doch noch die eine oder andere Wanderung machen kann. Denn er wird wahrscheinlich nicht viel leichter, aber ich kann viel mehr Proviant mitnehmen und bin darum viel unabhängiger. In San Francisco werde ich umpacken müssen.
In Manitou muss man
ganz zuhinterst aussteigen.
der Appalachian Trail
Diese weissen Markierungen kann man mit unseren gelben Wanderzeichen vergleichen, nur dass sie hier auch blau, rot oder gelb sein können, je nachdem auf welchem Trail man gerade ist.
Blick auf den Hudsonriver Richtung Norden
Mit dieser Kulisse habe ich den vorherigen Abschnitt geschrieben.
(fast) bärsichere Aufhängung

Nacht vom 9. auf den 10. Tag, 10. Tag und Nacht vom 10. auf den 11. Tag, Tag 11, 16.10.2017

Es gibt nichts kuscheligeres und intimeres, abgesehen von der Kissenlandschaft und vielleicht ein Ofenbänklein, als ein Zelt, in das all das passt, was man so den ganzen Tag durch die Landschaft geschleppt hat. Einer angenehmen Nachtruhe steht eigentlich nichts im Weg. Wenn… da nicht immer ein wenig der Gedanke an mögliche Bären wäre, auch wenn der Proviant in den Bäumen hängt. Und man nicht die ganze Zeit den Strassenlärm hören würde. Und nachts nicht dauernd unendlich lange Güterzüge vorbeifahren würden, die immer wieder hupen müssen. Und ein Löwe im nahe gelegen Zoo brüllen würde. Und, und das ist das schlimmste, nicht die ganze Nacht bis etwa 5 Uhr morgens irgendeine Zikade, Grille, Heuschrecke oder was auch immer im fast immer gleichen Rhythmus zirpen würde. (Der Rhythmus ist aufgebaut mit 10x dem gleichen Rhythmus, dann 1-3x einen Rhythmuswechsel und dann wieder der gleiche.)
Meine erste Nacht draussen alleine im Zelt war also eher unruhig. Die zweite konnte also nur besser werden. Aber… nachdem ich einen sehr steilen Abstieg wagte, den Mittag an einem See verbrachte und dann nochmals 3h den West Mountain auf dem Suffern Bear Mountain Trail hochwanderte, wartete eine stürmische Nacht auf mich. Die Hütte (West Mountain Shelter) bei dem „Berg“ bot eine eindrückliche Aussicht über den Hudsonriver, dieses Mal in südlicher Richtung. Eventuell sieht man bis nach New York City. Am nächsten Morgen schien es mir zumindest so, als würde ich die Skyline von Manhattan sehen. Nun zurück zur Nacht. Der Abend begann schon recht windig und beim in-den-Schlafsack-gehen, haben auch wieder die Zikaden mit ihrem Konzert angefangen, doch es wurde noch schlimmer. Der Wind begann sich aufzubauschen und es stürmte regelrecht. Und um Punkt Mitternacht begann es dann auch noch zu regnen. Meine Sorgen wegen den Bären wurden durch ein davon gewindetes Zelt oder zumindest ein nasses Zelt, das am nächsten Morgen wahrscheinlich nass zusammengelegt werden muss, ersetzt. Viel geschlafen habe ich also auch in der zweiten Nacht nicht.
Während ich das schreibe, lasse ich wieder am gleichen See, wie am Tag davor, mein Zelt trocknen und werde mich dann Richtung Beacon auf den Weg machen. Was ich dank Uber und einem netten Fahrer sogar direkt geschafft habe. Hier bin ich in einem süssen Ort angekommen und in einem noch heimeligeren Haus (soll über 200 Jahre alt sein). Zeit also auszuspannen bevor es am Donnerstag zuerst Richtung New York und dann am Freitag Richtung San Francisco geht. An dieser Stelle habe ich gedacht, werde ich einen Punkt machen und erst wieder in ein paar Tagen weiter schreiben. Aber das muss ich noch hinzufügen. Beacon ist das Highlight der Woche. Nicht nur beim Hineinfahren ist mir aufgefallen, dass es ein toller Ort ist. Vor dem Abendessen bin ich der Hauptstrasse entlang gelaufen und ich habe mich in diesen Ort verliebt. Die Strasse ist gesäumt mit kleinen Kunstläden, Krimskrams-Shops, sehr unterschiedliche Restaurants und das beste: es gibt mehrere Bioläden, Cafés und ein Outdoorladen. Hier gefällt es mir.
Bear Mountain Bridge
Ja, ich habe es zum West Mountain Shelter geschafft.
Und zusammen mit Diddeline geniesse ich die Aussicht auf den Hudsonriver Richtung Süden auf dem Dach der Hütte.
Wer findet Diddeline?
Ziel von diesem Piano ist es, jeder Person den Zugang zur Musik und dem Spielen von einem Instrument zu gewährleisten (es gibt mehrere in dem Ort).
Feines Znachtessen
mit dieser Beleuchtung (Sink Kitchen ist der Name des Restaurants)

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